Aktuell ist in meiner Praxis häufig „Stressbelastung“ ein Thema. Jeder von uns kennt das Thema auf die eine oder andere Weise, hat seine Belastungen und Herausforderungen im Alltag und im Leben und wenn dies nur für kurze Zeit anhält, kann unser Körper damit umgehen und ausgleichen. Was passiert aber, wenn dies für längere und sogar lange Zeit anhält? Hier kommt unter anderem unser „Stresshormon Cortisol“ ins Spiel. Hier ein paar Infos dazu, warum wir es brauchen, wie es wirkt und warum wir es im Gleichgewicht halten sollten.
Cortisol als Stresshormon ist überlebenswichtig, es wird in Stress- und akuten Belastungs-Situationen freigesetzt und in der Nebennierenrinde gebildet. Neben der Regulierung der Stressreaktion spielt es unter anderem eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels und der Immunantwort.
Cortisol wird wie gesagt bei Stress freigesetzt – für Kampf oder Flucht, wie in Urzeiten –, der Blutzucker steigt, denn wir brauchen mehr Energie in dieser Phase, auch der Blutdruck steigt, die Atemfrequenz und die Durchblutung der Muskulatur, wir sind in Bereitschaft für Angriff oder Flucht, alle Funktionen/ Organe, die gerade nicht überlebensnotwendig sind, werden heruntergefahren wie z.B. Verdauungstrakt, Immunsystem und Sexualorgane. Die „Stressfaktoren“ sind heute andere als früher – Leistungsdruck, Zeitmangel, Doppelbelastung durch Job und Familie etc. -, der Mechanismus, der in unserem Körper abläuft, ist jedoch gleichgeblieben. Die Auswirkungen von „chronischem Stress“ zeigen sich nicht von heute auf morgen, so etwas passiert über Jahre, unser Körper bzw. unsere Nebennieren können sich gut anpassen.
Ein kurzfristig hoher Cortisolspiegel, angepasst an Stress-Situationen, stellt in der Regel kein Problem dar, ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel durch anhaltenden Stress, wie es in unserer heutigen Zeit oft der Fall ist (und fehlenden Entspannungsphasen und häufig auch zu wenig Bewegung) kann jedoch gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, wie zum Beispiel:
• Wie schon erwähnt, ist Cortisol an der Regulation des Immunsystems beteiligt und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Sind die Cortisolspiegel jedoch dauerhaft erhöht, wie dies oft bei langanhaltendem Stress der Fall ist, kann das zu einer Schwächung des Immunsystems und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führen.
• Ein erhöhter Cortisolspiegel am Abend kann auch zu Schlafstörungen führen, das Einschlafen erschweren und die Tiefschlafphasen reduzieren.
• Erhöhte Cortisolspiegel aufgrund von langer Stressbelastung können im Weiteren die Darmflora und die allgemeine Funktion des Verdauungssystems beeinträchtigen, eine Dysbiose, ein Leaky-Gut-Syndrom oder Entzündungen im Darm begünstigen und die Produktion unserer Verdauungssäfte beeinflussen, welches wiederum zu Blähungen, Durchfall und Verstopfung führen kann.
• Ein erhöhter Cortisolspiegel durch chronischen Stress kann zu einer Gewichtszunahme führen und das Abnehmen erschweren, da der Appetit steigt und auch das Bauchfett (viszerales Fett), welches wiederum ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen darstellt.
• Wie schon beschrieben, geht ein erhöhter Cortisolspiegel oft einher mit erhöhten Blutzuckerspiegeln und begünstigt das Risiko, eine Insulinresistenz oder in Folge auch einen Diabetes-Typ 2 zu entwickeln.
• Auf Dauer kann ein erhöhter Cortisolspiegel sich insgesamt auf den Stoffwechsel aller Hormone auswirken, da ein enger Zusammenhang zwischen den Geschlechtshormonen und dem Cortisol besteht. So können dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel z.B. die Produktion von Progesteron, Östrogen und Testosteron beeinflussen und eine hormonelle Dysbalance begünstigen.
• Ist der Cortisolspiegel dauerhaft über lange Zeit erhöht und unser Stressregulierungssystem und die Nebennieren irgendwann überfordert und können diese nicht mehr kompensieren, dann sinkt der Cortisolspiegel immer mehr ab, da unser Körper es immer weniger schafft, genug Cortisol zu produzieren, dies zeigt sich dann unter anderem in einer verminderten Belastbarkeit und Stressresilienz, vermehrter Reizbarkeit, Müdigkeit, Infektanfälligkeit bis hin zu Burnout und Depression.
Wie in Vielem, was unsere Gesundheit anbelangt, geht es auch hier um „Prävention“, es also gar nicht erst soweit kommen lassen.
Was können wir also tun in unserer heutigen Zeit der Reizüberflutung, der vielfältigen Anforderungen und Herausforderungen des alltäglichen Lebens und des Lebens insgesamt?
Immer wieder einmal kurz innehalten und hineinspüren, wie geht es mir eigentlich gerade? Wir sollten wieder mehr unsere Achtsamkeit trainieren, überlegen, was wir vielleicht schon im Kleinen für uns tun und ändern können, mehrere kleine Pausen über den Tag verteilt einplanen und auch kleine Auszeiten, für Entspannungsphasen sorgen, Handy aus, Fernseher aus, Koffein und Zucker reduzieren, uns bewegen und Sport treiben, in die Natur gehen, Waldbaden, unsere Ernährung überdenken, lachen, uns mit Freunden treffen, ein gutes Buch lesen, ein Tagebuch führen, wohin gehen meine Gedanken und mein Fokus – Thema Mindset, wir können uns in Yoga oder Meditation üben oder autogenem Training, Atemübungen durchführen, auf ausreichend Schlaf und insgesamt auf eine gesunde Lebensführung und Ernährung achten oder zurück dahin. Was wäre Dein erster kleiner Schritt?
Wenn ich Euch unterstützen darf, kontaktiert mich gerne!
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